Hasenfutter im Suppentopf – das ist Ostern in Südtirol

Wir werfen unsere Ostereier übers Dach, tragen Brennholz in die Kirche und kochen aus Hasenfutter eine Suppe. Wir Südtiroler sind schon etwas Besonderes. Auch zu Ostern. Neben den bekannten Bräuchen wie dem Palmbuschentragen, dem Eierpecken oder der Kerzenweihe haben sich besonders in den Tälern noch allerlei besondere Bräuche und Traditionen erhalten können. Wir haben für euch die schönsten und schrägsten gesucht – und gefunden!

 

Von Hasen, Hennen und Heiden

Zwischen Palmsonntag und dem Ostermontag scheint es so, als würden hier bei uns in Südtirol eine Tür zur Vergangenheit aufgehen. Vielleicht sogar eine in die andere Welt. In eine Dimension voller Magie und Aberglauben, voller altem Wissen und fast vergessener Weisheit. Denn kaum ein anderes Fest strotzt nur so von Symbolik. Dass Osterhase, Henne, Eier und Gebackenes ihren Ursprung im Heidnischen haben, hat die Kirche wohl oder übel hinnehmen müssen. Und so entstanden im Laufe der Zeit ganz besondere Bräuche, in denen alte Fruchtbarkeitsgöttinnen genauso eine Rolle spielen wie der auferstandene Jesus Christus. In der Karwoche, also der Woche vor Ostern, tauchen viele sonderbare Sitten auf, selbst bei Südtirolerinnen und Südtirolern, die sonst nur aller Herrgottszeiten in die Kirche gehen.

 

Grün, grüner, Neunkräutersuppe

Dass man am Gründonnerstag kein Fleisch, sondern grünes Gemüse isst, versteht sich von selbst. In manchen Ortschaften kommt sogar echtes „Hasenfutter“ in den Suppentopf. So nennen es zumindest die Fleischliebhaber in der Familie, die mit den liebevoll und achtsam gesammelten Wildkräutern in ihrer Suppe nur wenig anfangen können. Zugegeben: an den Geschmack muss man sich erst etwas herantasten, aber wenn man sich vorstellt, welche Lebenskraft in dieser Kräutersuppe steckt, schmeckt sie gleich ein bisschen besser. Die „Neunkräutersuppe“ wird in jedem Südtiroler Tal etwas anders gekocht, die Basis ist aber fast immer eine klassische Mehlschwitze mit Zwiebeln, die dann mit Gemüsebrühe aufgegossen wird. Dann kommen die berühmten neun Kräuter hinzu, meist sind das: Brennnessel, Löwenzahn, Taubnessel, Wiesenschaumkraut, Bärlauch, Giersch, Gänseblümchen, Vogelmiere und Wegerich. Wer sich selbst an dieser Gründonnerstags-Suppe versuchen will, beachte bitte den Tipp von Seniorchef und Küchenkünstler Sepp: „Sammelt eure Kräuter weit entfernt von Hundegassi-Wegen und kocht die Kräuter nur ganz kurz mit. Sonst wird es bitter!“ Notfalls müsst ihr den Geschmack mit einem Bissen „Fochatz“ überdecken. Das Fochatz ist ein süßes Osterbrot aus Germteig. Wer Glück hat, bekommt von seiner Patentante oder dem Patenonkel zu Ostern sogar ein süßes Häschen aus Fochatz-Teig geschenkt.

 

Barocke Pracht aus buntem Glas

Von der Gaumenfreude kommen wir jetzt zu einer echten Augenweide. Diese Tradition können wir uns Südtiroler leider nicht exklusiv auf die Fahnen heften, aber sie ist so schön und berührend, dass sie hier nicht fehlen darf: das Ostergrab mit den Glaskugeln. Wer sich ihn der Karwoche einmal ein paar Minuten Zeit genommen, und sich in ein mit Osterkugeln geschmücktes Kirchlein gesetzt hat, weiß um den ganz besonderen Zauber und die friedvolle Magie dieses Festtagschmuckes. Fast wäre diese Ostergräber in Vergessenheit geraten, in der Mitte des 20. Jahrhunderts, galten die Glaskugeln nämlich als „altbacken“ und „unmodern“. Gott sei Dank hat sich auch hierzulande noch der eine und die andere an die gläsernen Schätze am (Kirchen)dachboden erinnert und wieder begonnen, in Kirchen und Kapellen die Ostergräber aufzustellen. Was wir besonders spannend finden: Zu ihrer Erfindungszeit, nämlich im Barock, waren die leuchtenden Glaskugeln ein futuristisches Spektakel: mit den „Special Effects“ aus Glas und Licht wollte man den Menschen den Gang in die Kirche etwas schmackhafter machen.

 

Heiliges Holz

Wir bleiben ein wenig in der Kirche. Wenn das Osterfest mit der Osternacht von Samstag auf Sonntag langsam seinem Höhepunkt entgegenstrebt, tragen die Leute in Südtirol allerlei Sachen zum „Weichen“ in die Messe: Üblich sind selbstgebackenes Brot, gefärbte Eier, Kerzen, Quellwasser, ein Osterstrauch oder: ein Stück Brennholz. Das nennt man dann „Stecklweihe“. Das Holzscheit muss im heiligen Osterfeuer etwas angebrannt werden und wird somit selbst zu einem besonderen, geweihten Objekt. Dieses „geweichte Steckl“ kann dann in einen Acker, ein Feld, ein Gemüsegarten– oder ganz modern – in ein Hochbeet gelegt werden und so jede Menge Fruchtbarkeit und Wachstum bringen.

 

Flieg, Goggele, flieg!

Zum Schluss haben wir noch ein Kuriosum für euch. Denn die Ostereier – hierzulande „Goggele“ genannt – werden bei uns in Südtirol nicht nur gegessen, sondern mancherorts geworfen. Meistens über das Dach. Das soll nämlich vor schweren Unwettern schützen.

 

Jetzt sind wir gespannt: Welche skurrilen, lustigen oder besonders schönen Ostertraditionen gibt es bei euch zu Hause? Schreibt uns doch einfach mal ein E-Mail oder eine Nachricht auf Facebook oder Instagram! Wir freuen uns immer, von euch zu lesen!

 

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